Seit Februar 2023 gelten ökologische Standards für eine klima- und ressourcenschonendere Herstellungsweise von deutschen Kino-, TV- und Online-/VoD-Produktionen. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Filmförderungsanstalt, die Filmförderungen der Länder und der Arbeitskreis „Green Shooting“ haben sich auf 21 bundesweit einheitliche Standards verständigt, deren Einhaltung eine Voraussetzung für die Inanspruchnahme von Fördermitteln auf Bundes- und Landesebene bildet. Derzeit müssen 16 Vorgaben als „MUSS“ erfüllt werden, ab 1. Juli 2024 ist die Erfüllung von 18 Vorgaben gefordert.
Görlitz will sich in diesen Aspekten aktiv als attraktiver Standort positionieren und startet mit dem Thema Übernachtungen. „Da Filmcrews regelmäßig in Görlitz arbeiten, hat das Filmbüro gemeinsam mit dem Tourismusbereich der Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH (EGZ) Hotels, Pensionen und Vermieter von Ferienwohnungen zu einer Online-Umfrage zum Thema Nachhaltigkeit eingeladen“, erklärt Kerstin Gosewisch, Projektmanagerin im Filmbüro Görlitz.
Gefragt wurde u.a. nach der Nutzung und Erzeugung von umweltfreundlichem Strom, der Art der Heizung, Sparmaßnahmen bei Beleuchtung und Wasserverbrauch, dem Verzicht auf Chemikalien, dem Einsatz von regionalen und Bio-Produkten, Wäschewechsel nach Bedarf, der Erreichbarkeit mit dem ÖPNV und der Abfalltrennung. Neben „ja“ oder „nein“ konnten die Teilnehmer optional „geplant innerhalb der nächsten 2 Jahre“ wählen und sonstige Maßnahmen ergänzen. 39 Beherbergungseinrichtungen haben die Befragung online aufgerufen, 33 Teilnehmer haben die Fragen beantwortet.
Die Auswertung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Nachhaltigkeitsmanager der EGZ, Dr. Marek Jaskólski, mittels eines Punktsystems. Auf den ersten fünf Plätzen landen: das VIA's - Appartements am Postplatz, die Picobello Pension, das Hotel Via Regia VIAs Hotels, die Pension Zum Grünen Tor KG und die Pension Hartmann. Das Hotel Via Regia VIAs Hotels hat bereits 2019 in ein modernes Blockheizkraftwerk investiert und produziert damit lokal eigenen Strom. Die Gebäude des VIA's werden durch eine moderne Pelletsheizung beheizt. Auch die Pension Hartmann verfügt über eine Grauwasseranlage und hat das denkmalgeschützte Gebäude auf Passivhausstandard saniert.
Insgesamt 29 Teilnehmer erfüllen mehr als die Hälfte der Anforderungen, 13 Einrichtungen setzen zusätzliche Maßnahmen beispielhaft um: Das Hotel Alt-Görlitz will in „absehbarer Zeit klimaneutral werden“. Die Pension Flyns verwendet nachfüllbare Shampoo- und Duschgel-Spender statt Einwegware, nutzt Glas- statt Plastikflaschen, bietet Housekeeping nach Bedarf und unterbreitet ein vegetarisches und veganes Frühstücksangebot. Das Hotel Frenzelhof setzt eigene Stoffservietten, Bettwäsche und Handtücher ein, die die hauseigene Wäscherei reinigt. Im Hotel und Gasthof Dreibeiniger Hund erfolgt der Warenbezug von regionalen Produzenten, dazu gibt es eine eigene Produktion von Likören, Räucherwaren, Fruchtweinen und Bienenhonig. Die Obermühle Görlitz punktet mit ihrem Slow-Food-Restaurant, fährt Bio-Regio-Kita-Essen mit durch selbst produzierten Wasserstrom betriebenen E-Fahrzeugen aus und hat das Gesamtgebäude mit Wasserstrom elektrifiziert.
„Nachhaltige Beherbergungseinrichtungen sind nicht nur für die Filmbranche relevant, sondern werden zunehmend von Urlaubsgästen und Geschäftsreisenden nachgefragt. Dieses schon gut vorhandene Angebot können wir nun fundiert sichtbar machen“, resümiert Eva Wittig, Geschäftsführerin der EGZ. „Die Umfrage ist daher ein guter Startpunkt für weitere Bemühungen um nachhaltigen Tourismus. Zusätzlich gibt es für die Leistungsträger hoffentlich auch einen Impuls, sich noch stärker zu engagieren“, fügt Eva Wittig hinzu.
Die Umfrageergebnisse werden Filmproduktionsgesellschaften zur Verfügung gestellt und sollen die Wahl einer umweltfreundlichen Unterkunft erleichtern. Die EGZ hat die Ergebnisse in die Online-Buchungssysteme übernommen. Interessierte Gastgeber können weiterhin an der Umfrage teilnehmen, auch wenn sie keine Angebote für die Filmbranche haben. Weitere Schritte sollen folgen, u.a. zu Anbietern regionaler/Bio-Produkte.